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Der Brunnen auf der Burg
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Schwer
fiel die Kerkertür in ihr Schloß. Der rostige Schlüssel
knarrte.
Nach langer Fehde hatte der Graf von Bentheim endlich die Feinde besiegt. Nun mochten sie lebenslang im Burgverlies über ihre Untaten nachdenken! Die Jahre liefen schnell dahin. Die Brombeerranken von der Mauerspalte des Pulverturms grünten und entfärbten sich. Die beiden Ritter ertrugen in der muffigen Kellerluft geduldig ihr hartes Los. Sie ließen alle Hoffnung auf Befreiung fallen und ergaben sich in ihr Schicksal. Da suchte ein heißer Sommer das Land heim. Mit gesenkten Ähren ertrug das Getreide die brennende Last. Alle Quellen versiegten und landauf landab stellte sich Wassermangel ein. Eines Tages mußte der Wärter auch den beiden Gefangenen im Pulverturm sagen: "Ich kann euch nicht einmal mehr das nötige Trinkwasser bringen. Selbst die gräfliche Familie leidet unter der allgemeinen Not!" Trotz
der betrüblichen Nachricht senkte sich ein Hoffnungsstrahl in die
Herzen der Ritter. Sie ließen dem Grafen zurücksagen: "Wir
bieten uns, Euer Gnaden einen Brunnen zu bauen, der nie versiegt, begehren
dafür aber die Freiheit!"
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In seiner Bedrängnis ging der Graf auf das Angebot ein und gleich darauf begannen die beiden Ritter mit dem Brunnenbau. Vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht bearbeiteten sie mit Hämmern und Hacken den harten Fels. Aber das heißersehnte Wasser wollte sich ihnen nicht zeigen. Beschlich jedoch die Honnungslosigkeit ihr Herz, dann dachten sie nur an die Freiheit, die ihnen glückverheißend winkte und gleich darauf ertrugen sie alle Mühen wieder leichter. So vergingen 10 Jahre. Immer tiefer wurde der Schacht, immer weniger das Stückchen Himmelblau über ihnen. Die Hoffnung auf endliches Gelingen gab ihnen die Kraft zum Ausharren. An einem lachenden Maimorgen ließen sich die Ritter wieder in den düsteren, naßkalten Schacht hinabwinden. Kaum trafen unten ihre ersten Hammerschläge auf Gestein, da sprudelte ihnen auch schon lebendiges Wasser silberhell entgegen und der hundertvierzig Fuß tiefe Brunnen begann sich zu füllen. Sie jubelten und riefen die frohe Botschaft nach oben. Man zog die Glücklichen empor. Der Graf eilte herbei und nahm ihnen die letzten Fesseln ab. "Freiheit, Freiheit!" riefen beide zugleich, sanken einander in die Arme und fielen dann leblos zu Boden. Das Übermaß der Freude hatte ihrem Leben ein Ende gesetzt.
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